Die 80er in der DDR

Ob der wilde Süden oder der kühle Norden, hier trifft man sich zwischen den großen Treffen
brandbrief
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[QUOTE=Kuddel Daddeldu;299439]...
gut fand ich,daß man Onkel (Maurer) und meine Tante (Zahnärztin) besoldungstechnisch gleichgestellt waren,da gab es keine großen Geld und Neid-debatten a la "ich verdiene mehr als Du,denn ich bin besser als Du"[/QUOTE]

Dadurch entstand ja u.a. auch das gute soziale Verhältnis der Leute untereinander, was heute viele vermissen. Die soziale Struktur war in der DDR natürlich viel flacher

[QUOTE=Kuddel Daddeldu;299439]
es gab Vollbeschäftigung und Kinderhorte-Wohnungen konnte man schon ab 40 M mieten,Grundnahrungsmittel waren subventioniert.
sind doch alles gute Errungenschaften gewesen,wie ich finde.[/QUOTE]

Aber zu welchem Preis denn, bitteschön? Diese ganzen Subventionierungen konnten doch rein wirtschaftlich nur in die Katastrophe führen. Eine Subvention sollte als Triebfeder dienen, aber auf keinen Fall als Dauerlösung herhalten, um irgendwelche Bedürfnisse oder Interessen zu befriedigen. Dieser Fehler wird ja heute noch teilweise gemacht.
Für mich ähnelte die DDR sehr dem Nationalsozialismus. Der ideologische Einfluss begann bereits im Kindergarten. Später dann als Pioniere und FDJler wurden die sozialistischen, staatstreuen Persönlichkeiten herangezüchtet. Nur die Nähe zum Westen ließ einen hin und wieder mal über den Tellerrand gucken.
Schau dir bspw. mal diese ganzen Inszenierungen der Kinder- und Jugendspartakiaden in Leipzig an. Da fehlt doch eigentlich nur noch Leni Riefenstahl mit ihrer Kamera. So gibt es viele Parallelen zum Deutschland in den 30ern (Uniformen, Halstücher, Pionierlager). Es waren eben beides Diktaturen. Dass das Wort -Demokratie- in das Kürzel DDR gekommen ist, kann eigentlich nur ein Versehen sein. Die DDR war bestimmt vieles, aber auf keinen Fall demokratisch.
In Diskussionen über die DDR-Vergangenheit erlebe ich oft, dass irgendwann der Satz fällt: "Aber heute ist es ja auch nicht viel besser." Das war aber auch gar nicht die Frage dieser Debatte. Wenn keine Argumente mehr kommen, fängt man irgendwelche Systemvergleiche an. Dass der Kapitalismus in der jetzigen Form auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, bestreitet sicherlich niemand. Aber der Sozialismus, wie ihn u.a. die DDR praktiziert hat, entsprach bestimmt auch nicht den Vorstellungen von Marx und Engels. Das waren aber eben auch nur Theoretiker.

[QUOTE=Lutz]BTW: Bist Du in der "DDR" (*g*) aufgewachsen?[/QUOTE]
Ja
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Lutz
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[QUOTE=brandbrief;299440]So gibt es viele Parallelen zum Deutschland in den 30ern (Uniformen, Halstücher, Pionierlager). Es waren eben beides Diktaturen. Dass das Wort -Demokratie- in das Kürzel DDR gekommen ist, kann eigentlich nur ein Versehen sein. Die DDR war bestimmt vieles, aber auf keinen Fall demokratisch.
[/QUOTE]

So isses - ich bin heilfroh, dass ich im Westen aufgewachsen bin.

Und hier nochmal wie sich "der erste antifaschistischen Staat auf deutschem Boden" präsentiert hat:

[video=youtube;CeePo6BGmHc]http://www.youtube.com/watch?v=CeePo6BGmHc[/video]
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Lutz
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[QUOTE=Kuddel Daddeldu;299439]@Lutz: wäre echt cool von Dir,wenn Du diesen Springer-Mist mit den Anführungszeichen weglassen könntest,dat nervt (zumindest mich) soweit ich mich erinnere,war diese Zeitung das einzige Blatt,welches die Deutsche Demokratische Republik mit Anführungszeichen versah-und das ging mir schon in den 80gern auffn Senkel.[/QUOTE]

Alles aus dem Hause Springer IMO - also z.B. auch das gemäßigte Hamburger Abendblatt. Wenn Du es jetzt an BLÖD festmachst, kann ich das verstehen. Wenn es z.B. aber um den Begriff Demokratie geht, so hat z.B. auch ein gewisser Willy Brandt, daaaamals (TM) als die SPD tatsächlich noch links und sozial war, der DDR ebenfalls abgesprochen demokratisch zu sein - und zwar IMO völlig zurecht. Wie siehst Du die DDR diesbezüglich?
Zuletzt geändert von Lutz am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Kuddel Daddeldu
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@Lutz:

bei meinem Ausdruck "Springer-Mist" meinte ich in erster Linie diese bunte Zeitung mit den vier Buchstaben,das hätte ich in meinen vorherigen Postings einfach präzisieren sollen.
das Hamburger Abendblatt hat vor einigen Jahren ein sehr gut gestaltetes Fußball-Sonderheft herausgebracht mit Mannschaftsaufstellungen und Anfahrwegen rund um den Hamburger Fußball -für einen Fußball-Fan nützlich und informativ und ohne diese mich nervende Polemik der Zeitschrift aus demselben Hause.
die Eigenschaften "demokratisch" und "sozial" waren in jungen Jahren für mich der Grund,in die SPD einzutreten.
die Abkehr zu einer Politik der Mitte mit Tendenzen zum Neo-Liberalismus aber der Grund,wieder auszutreten und mich einer Partei zu widmen,die meiner politischen Auffassung eher gerecht wird.
ich glaube,dem Posting des Users "brandbrief" zur Thematik "DDR und Demokratie" ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
ich habe den Staat lediglich als Urlauber erlebt und aus Erzählungen meiner Verwandten-die Grundidee des Sozialismus halte ich für richtig.
die SPD selbst hat in ihrem Parteibuch auf der ersten Seite den Begriff "demokratischer Sozialismus" vermerkt-das Problem scheint mir die richtige Umsetzung zu sein.
ich kann nicht Wasser predigen und Wein saufen,viele Politiker denken in erster Linie an ihren eigenen,möglichst prall gefüllten Geldbeutel und persönliche Vorteile und weniger an das Wohl ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger.
da kam ein Willy Brandt wesentlich volkstümlicher daher.
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Lutz
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@Kuddel

Ich antworte mal auf einige Punkte hier, da sonst hier zu OT:

https://www.best-of-80s.de/ot-laberforum ... post299451
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musicola
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Ohne Worte:

[video=youtube;IIccxUW9fJI]https://www.youtube.com/watch?v=IIccxUW9fJI[/video]

:zahn:
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Der ist bestimmt Lehrer für Staatsbürgerkunde gewesen ;)
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brandbrief
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Hab gerade bei Wiki gelesen, dass Breakdancer in der DDR akrobatische Volkstänzer genannt wurden. :rofl5:
Sollte das wirklich so gewesen sein? Mir ist der Begriff jedenfalls noch nie untergekommen.
Klingt einfach zu dämlich.
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Lutz
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Hab n tollen Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen: Wir Angepassten: Überleben in der DDR

[IMG]http://www.piper.de/fileadmin/import/pr ... -10133.jpg[/IMG]

Udos "Sonderzug nach Pankow", was ich mit besonderen Erinnerungen an den DDR-Transit verbinde, spielt auch hier eine Rolle. Es zeigt den ganzen Irrsinn des Systems auf, wenn ein "Vorgang" gemeldet werden muss, da im Kindergarten (!) das Lied von einem Sprössling angestimmt wurde. Ich muss gestehen, dass ich diese DDR oft belächelt habe, aber der wirkliche Psychoterror, insbesondere für Freigeister, war viel heftiger als ich dachte.
Wer mal als Wessi wissen will wie es wirklich in der DDR war, was man dort dachte, wie der Alltag bewältigt wurde, kommt um dieses großartige Buch nicht herum.
Der Autor macht nicht den Fehler der Schwarz-Weiß-Malerei, zeigt nicht mit dem Finger auf "die anderen". Es ist ein kluges, sehr vielschichtiges Buch, was mir in dieser Qualität selten untergekommen ist...
Zuletzt geändert von Lutz am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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lautlos
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[QUOTE=Lutz;308305]
Wer mal als Wessi wissen will wie es wirklich in der DDR war, was man dort dachte, wie der Alltag bewältigt wurde, kommt um dieses großartige Buch nicht herum.[/QUOTE]
Das ist wohl der springende Punkt. Ich habe das Buch nicht gelesen und glaube Dir sofort, dass es recht gelungen ist. Bis vor einigen Jahren habe ich selbst interessiert in solchen Büchern geblättert und mir auch Dokus über den alltäglichen Wahnsinn von damals angeschaut. Leider hängt mir dieses Thema heute - auch dank der dauernden Rückschauen, zuletzt zum Mauerjubiläum - fast genauso zum Hals heraus wie die Nabelschau rund um das Dritte Reich. Ich frage mich, ob die ältere Generation wohl mit ebenso viel Skepsis auf die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels schaut wie ich auf die 40 Jahre Ostregime. Es ist ja nicht mal so, dass unbedingt soviel Falsches geschrieben/gesendet wird, aber es wird meiner persönlichen Erfahrung einfach nicht gerecht. Da fehlt wohl einfach der kritische Abstand.:(
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Gesammeltes (Baustelle)

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