Spex, Musikexpress, NME & Co - welche Musikmags habt ihr in den 80s gelesen?

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Lutz
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Oder anders gefragt: Gibt's sowas gutes heute überhaupt noch bzw. sind Spex & Co noch so lesenswert wie in den 80s?

Vorhin habe ich in alten Spex geblättert und war von dieser Zeitreise begeistert:

Hier die Highlights:

*ocranschmeiss*

Spex: Gun Club (J.Pierce) Interview 11/84:

-snip-

(...)

»Deutschland ist ganz sicher nicht das Beste, was ich erlebt habe. Ich kann es gar nicht abwarten, nach Frankreich zu kommen. Hier kann ich mich nicht wohlfühlen. Überall die verdammte grüne Polizei, die ständig in deiner Nähe rumkurvt und dich wütend anstarrt. Dann die bleichen Frauen – ich liebe sie dunkel und stark. Bleich und unfreundlich ist Deutschland. Graues Essen, graue alte Trench-Coat-Männer, die zum Frühstück Aquavit trinken und in ihren schleimigen, zerlaufenen Eiern rumstochern. Die Toiletten sind vom Feinsten und die Fußböden wunderschön. Kein Wunder, daß das Publi-kum verzweifelt ein Ventil braucht. Sind kulturell unter-drückt die Kids hier. Man kann ja offensichtlich nichts unternehmen. Es gibt keine Drogen und keinen Sex. Man muß sich nur mal London, Paris oder New York an-gucken, da wird soviel geboten. Da stehen die Leute un-beteiligt herum, wenn eine Band spielt. Wie könnte es ihnen auch imponieren, wo es doch soviele andere menschliche Vergnügungen auf einer 24 Stunden-Basis gibt. Eine Rock’n’Roll Band bedeutet nur was in Län-dern wie Deutschland oder Belgien. Gibt’s hier überhaupt Drogen? Man muß ständig fragen danach. Und wenn man verchmmtes Glück hat, findet man einen, der einen kennt, der welche hat. Überall sonst hat jeder selbst welche. Zu gedrückt hier. Jedermann hat Angst. Angst vor der grünen Polizei.«
Deutschland hat sich, ohne es zu wissen, mit ihm angelegt. Er kann offenbar nicht den Finger darauf le-gen, was ihn hier bedrückt; um seine Schwermut in den Griff zu kriegen, predigt er uns den »green police blues«.
»Ich versuche wahrhaftig mein Trinken zu diszipli-nieren, damit ich auch mitkriege, was sonst los is). Aber hier ist nichts los, also muß man ständig saufen. Es ist wie in der Vorstadt, wo die Kids immer noch von den Eltern eskortiert zum Konzert kommen. Das ist doch ein Hammer, daß wir um neun auf der Bühne sein mussen. Danach hat die grüne Polizei wahrscheinlich
Ausgangssperre veihängt,«

(...)

-snap-

Spex: Alphaville Interview 11/84:

-snip-

(...)

Ist ja zum Knutschen. Das Alphaville-Bild rundet sich. Man plaudert über die »Errors«, die man sich bei »Formel Eins« geleistet hat. Aus einem beherzten Statement für die Unterstützung autonomer Drogen-Therapieformen (Big In Japan) wird nach dem vierten »Take« eine Bemerkung, daß man gegen Drogen sei. Man bewundert die Professionalität von Heavy-Metal-Sängern, die sich Gig für Gig über die selben Hocker taumelnd die immerselbe Gitarre glaubhaft in die Fresse rammen können. Es wird gezweifelt an der Professionalität von Neubautenmusikern, die beim Vorschlaghammerschlagen ihre Brille verlieren, hingegen das Chaos gelobt, das italienische Fernsehleute bei Musikshows veranstalten können. Paul Young mußte zum Playback fremder Musik wippen, man selbst wurde zu unver-einbarten Interviews wieder auf die Bühne gezerrt. Alles live und durch die Moderatorin höchst persönlich. Diese rührenden »kleinen Worte« verraten gleichzeitig die Potenz von Alphaville. Sie sind fanatische Kinder im Sandkasten, die unbedingt spielen wollen. Sie sind fähig, ihre eigene Rührung, mag sie noch so sentimental sein, auf 3 Minuten 48 zu
pressen. Die Verwirrung, die großen Worte, die sie jetzt anstellen, das trifft jeden Pubertierenden. Die »große Selbstverständlichkeit« wird sie durch Konzepthurerei nicht ereilen. Die harte Industrieschule ist angesagt. Die Industrie hat sie geholt, als die deutsche Welle aus-gewrungen war und der international an-gehauchte Elektro-Hit Planziel war. Die
Industrie wird versuchen, den Alphaville-Sandkasten zu zementieren. Alphaville hat vor, ruhigere Musikgefilde ohne »nesselpickenden Elektrobeat« anzusteuern und auch deutsch zu singen (»Blauer Engel«). Man will sich nächstes Jahr live präsentieren, ohne Playback. Wird es sich bald ausgeschmalzt haben?
Ein berühmter Franzose sagte dereinst: »Wahre Eleganz ist zu scheinen, was man wirklich ist.«

-snap-

Und hier mal wieder ein Grund dieses Pic hier zu posten: :D

[IMG]http://www.alice-dsl.net/lgoerke/apollonia6.jpg[/IMG]

Spex 3/86:

-snip-

Apollonia 6 sind also Vanity 6 minus Vanity plus Apollonia, welche in Purple Rain« die weibliche Hauptrolle spielt. Besondere Attribute außer denen, die die drei Damen in ihrer Reizwäsche stecken haben, können nicht attestiert werden, obwohl auch hier die Musik von der Starr Company und Sheila E. geliefert wird und Prince eben als Mentor im Hintergrund dräut.
Opportune sexuelle Selbstausbeutung ohne selbstständige Ideen, ganz offensichtlich für Pseudofunk-Spanner und Straps-Fetischisten. Ich bevorzuge füz mein Geld die Mary Jane Girls.

-snap-

Spex in dieser Ausgabe über Bronski Beat:

-snip-

Der beliebteste von Bronski Beat ist- ganz klar – Steve Bronski, der von hinten, ganz besonders im Laufen, erst recht natürlich in seinem nagelneuen modernen Anzug, einem fliehenden Zwergelefanten gleicht junge Autogrammjäger sind von ihm zurechtbegeistert, als er onkel/tantenhaft winkend den Gang zum Schminkraum hinunterhoppelt. »Guck mal die Hose, wie die hängt!!« ruft es wollüstig. Die weiblichen Mitglieder des Grüppchens erfreuen sich während der nutzlosen Warterei
ausschließlichundimmerfort an ’Hit That Perfect Beat'(Endlosband!), bis die männlichen Elemente, zum Außersten entschlossen, zischen: »Reicht’s jetzt mit dem ewigen Beat-Boy-Beat-Boy-Scheiss, jaf« .
»Niemals!« erwidern die stand-haften Mädchen. Elektropop-Scheiße bleibt eben Elektropop-Scheiße, an dem Genuß kann einen noch
nicht mal die Tatsache hindern, daß sie von gar unattraktiven bekennenden Schwulen dargeboten wird. lch sage absichtlich
nicht hindern anstelle von schmackbaft machen

(...)

-snap-

Abt. auch in den (späten) 80s war nicht alles gut:

Gibt's Zillo eigentlich noch? Ich hoffe ich trete niemandem auf den Schwarzkittel, aber das war für mich immer so ne Art Bravo für Grufties...

Lutz
Zuletzt geändert von Lutz am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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sturzflug69
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Ich sammle alte NME's und Spexe.Habe auch noch die ersten drei Zillos.Sehr amüsant heutzutage.
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Bounty
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[QUOTE=sturzflug69;246329]Ich sammle alte NME's und Spexe.Habe auch noch die ersten drei Zillos.Sehr amüsant heutzutage.[/QUOTE]

Die ersten drei im 'Großformat' oder noch die DIN A5 Fanzines?
Habe alle Zillos bis 97 (irgednwie wurd die "Grufti-Bravo" dann langsam unintressant für mich) und eins von den Kleinen (lag damals mal im "Zwischenfall" rum :D )
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SonnyB.
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Erst POP ROCKY, BRAVO und POPCORN, später dann die ROCK HARD und den METAL HAMMER. Die letzten beiden sogar bis heute :) Wobei heute die online Mags überwiegen. Die lese ich dann allerdings täglich :).
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Bounty
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Nachtrag: In den 80ern gelesen: Bravo, (Popcorn, Pop Rocky, Mädchen- diese 3 eher selten, da nicht selber gekauft sondern ausgeliehen von Freundinnen), Smash Hits, Spex, MusikExpress/Sounds.
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sturzflug69
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[quote=Bounty;246330]Die ersten drei im 'Großformat' oder noch die DIN A5 Fanzines?
Habe alle Zillos bis 97 (irgednwie wurd die "Grufti-Bravo" dann langsam unintressant für mich) und eins von den Kleinen (lag damals mal im "Zwischenfall" rum :D )[/quote]
Die Din A 4 Formate.Die kleinen waren bestimmt besser.
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Lutz
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Ich war immer eher bei der Melody Maker Fraktion. MM gibt's ja scheinbar nicht mehr?

Hier nochmal die oben erwähnte 84er Spex in ganzer Pracht. Dieses XXL Format macht schon mächtig was her, und ist sogar zu groß für meinen Scanner. Da musste zum Ablichten die Digicam her :D

[IMG]http://www.alice-dsl.net/lgoerke/spe.jpg[/IMG]

BTW: Interessant auch wie sich sprachlich einiges verändert hat - eine Kreation wie "(...) CSU-Neger Roberto Blanco" (aus obiger Spex/toller Artikel über Tina Turners riesen Comeback) wird man heute wohl kaum noch finden. Da hatte mich noch weniger gewundert, in einer Bravo von ca 1965 (!) über die Formulierung "Lex Barkers Neger Boy" zu stolpern. *g*

BTW2: Liest hier jemand heute noch Spex? Sind da noch z.T. die alten Redakteure dabei?

Lutz
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sturzflug69
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Herrliches Cover.Schade das Jeffrey so früh ging.
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In den späten 80ern waren es bei mir zumeist Popcorn und/oder Bravo. Die engl. Presse hab ich erst in den 90ern für mich entdeckt - dann mit Vorliebe das leider zu früh eingestellte Sounds oder auch Melody Maker.
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(KIETHEVEZ 'Erina')
sturzflug69
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Ich gäb was dafür wenn ich meine alten Hefte noch hätte.
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