Political Correctness - Gestern vs. Heute

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musicola
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Jaja, der Wandel der Zeit...

Heutzutage wird man schief angesehen, wenn nicht gar schlimmeres, wenn man den Begriff "Neger" verwendet. Noch in den 80ern war das anscheinend aber völlig okay, In Otto - Der Film kommt in einer Passage "Schwarze Händ, schwarze Füß - Du Neger?" Und es war für einen Lacher gut, beschwert hat sich darüber niemand. Karl Valentin verwendete noch viel früher in seiner Version der "alten Rittersleut" den "Neger". Der heute als Dickmann bekannte Schokoschaumkuss war früher ein Negerkuss oder Mohrenkopf. Meine Bildende Kunst-Lehrerin hat mir damals eine geschmiert, als ich (naiv und Kind wie ich war) zur Zeichnung eines schwarzen Menschen meinte, das sei ein Nigger. (Weil ich das eben mal irgendwo so hörte) Um mich anschließend zu belehren, das heiße nicht Nigger, sondern Neger! :faint:

Die kleinen Knatterknallkörper waren "Juddefärz", heute heißen die Ladykracher.

Lange Jahre wurden mit Down-Syndrom geborene Menschen hochoffiziell mongoloid genannt. Erst als sich die mongolische Bevölkerung entschieden dagegen verwehrte, fand ein Umdenken statt.

Witze über Behinderte, Ausländer oder Randgruppen der Gesellschaft waren nix besonderes, abfälliges Verhalten gegenüber Ausländern wurde 1:1 in Filmproduktionen übertragen, gutes Beispiel ist hier der uns wohl allen bekannte Streifen "Die Vorstadtkrokodile".

Von der Qualmerei in Spielfilmen und Talkrunden (Internationaler Frühschoppen) ganz zu schweigen.

Das waren so meine Eindrücke, da gab es doch aber noch viele weitere passende Beispiele, oder?

Lasst mal lesen!


Gruß
musicola
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musicola
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Ha! :D Und wie die Faust aufs Auge passen die von lastninja geschilderten Erinnerungen im Thread "Linienbusse":

[QUOTE=lastninja;282486]
Hinten saßen nur die Raucher...krasserweise 11-16 Jahre alt (Sitzenbleiber auch mal 17/18)
Oh Man, wie oft stieg der Busfahrer an der Haltestelle mit aus, lief von außen nach hinten, um dort wieder einzusteigen, um die Raucher zu erwischen.....
Ja, damals wurden die jugendlichen Raucher noch ganz selbstverständlich vor die Tür gesetzt. Da hat sich auch nie einer beschwert...
Scheiße gebaut, scheiße rausgeworfen worden.....

(...)

Nicht zu vergessen der "Behindertensitz" vorn rechts (das war nur ein Ein-Mann-Sitz), wer da einmal saß, wurde immer als "Behindi" tituliert...
Wie krank man doch damals drauf war.....
Kinder sind grausam....
Meist blieb dieser Platz leer.......lieber stehend sterben als sich dort zum Gespött machen.[/QUOTE]

Zumindest ersteres ist heutzutage absolut undenkbar!
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Babooshka
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Ja, Schwarze wurden ganz offiziell als Neger bezeichnet. Es gab auch "Negerpuppen" sowohl unter den Babypuppen als auch unter den Barbies. Es gab glaube ich auch einen Neger unter den Kumpels von Big Jim, oder? Schwerer als heute hatten es mitunter auch deutsche Kinder und Jugendliche, die von einem Elternteil eine schwarze oder dunkle Hautfarbe geerbt hatten; da wurde dann über die Mutter und deren Fehltritt getratscht (meistens war der Vater der Dunkle). Gottseidank lebte ich im liberalen Berlin, das war damals schon recht multikulturell, so gingen wir mit Mischlingen und auch "echten" Ausländerkindern (von denen es in meiner Ecke nicht so viele gab) recht normal um. Soweit jedenfalls meine Erinnerungen.

Über den lockeren, ja gewissenlosen Umgang mit der Raucherei früher kann ich heute nur entsetzt den Kopf schütteln. Klar, die im Nebel versinkenden TV-Talkrunden mit irgendwelchen Journalisten oder auch Schauspielern und anderen Künstlern sind bekannt. Bei den ersten Otto-Shows wurde auch mächtig gequarzt. Aber dass in den Bravo Love-Stories durchschnittlich 16 Jahre alte Jugendliche an Cafétischen sitzen und rauchen ist schon ein Hammer. Und in derselben Bravo gab es Werbung für Drum-Tabak! In anderen Zeitschriften mit jungem Zielpublikum für Javaanse Jongens! Dann habe ich mir vor kurzem aus Zeitreise-Gründen mein erstes Französisch-Lehrbuch wiederbeschafft, "Etudes Françaises Cours de Base", Mitte der 70-er entstanden. Und auch da wird ganz selbstverständlich geraucht und der Schüler lernte die französischen Ausdrücke für die Rauchutensilien! In einer Geschichte raucht der an Grippe erkrankte Familienvater trotz ärztlichem Verbot (im Bett!); in einer anderen Geschichte erzählen sich zwei 13-jährige Mädchen am Telefon, was sie so an dem Tag gemacht haben. "Ich hatte Besuch von meiner Freundin und dann sind wir ins Wohnzimmer gegangen, haben uns einen Cognac eingeschenkt und eine Zigarette geraucht." - "Und was hat deine Mutter dazu gesagt?" - "Nichts, sie war gerade beim Friseur." Oah! :hilfe:

Damals hatte es ein Mädchen auch meistens schwer, wenn sie einen Ausländer als Freund hatte, das brauchte noch nicht mal ein Türke mit anderer Religion zu sein, es reichte schon, dass er christlicher Italiener, Grieche oder Spanier war. Die Eltern machten oft mächtig Terror und die Nachbarn tratschten und nannten sie Flittchen, für sie war sie dann automatisch eine, die es mit allen "trieb", ganz egal, ob das stimmte oder nicht.

Also vieles war früher sicher besser, aber DAS alles nicht. Ich bin froh, dass da ein Umdenken stattgefunden hat.
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waschbaer
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Der Begriff für Schwarze ändert sich in der englischen Sprache wohl so etwa alle zehn Jahre. Selbst Martin Luther King sprach damals noch vom "Negro". Wäre heute undenkbar. Was allerdings wieder denkbar ist, ist dass sich irgendwelche Rapper als "Nigger" gegenseitig bezeichnen.

Als ich noch Schüler war haben auch die Schüler, die einen Elternteil hatten, der nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatte, dies versucht geflissentlich unter den Teppich zu kehren. Heute ist es so, dass gerade bei Fußball-EMs oder WMs diese dies besonders heruashängen lassen. Ich habe beispielsweise einen Schüler, der eine spanische Mutter hat und einen deutschen Vater und dieser gibt sich bewusst nur als Spanier (es sei denn Barcelona hat ein internationales Spiel, dann ist er nicht einmal mehr Spanier, sondern Katalane). Ähnlich geht es mir mit einem Jungen, der einen Portugiesen zum Vater hat und eine deutsche Mutter hat, die aber hier in Augsburg wohnen.

Im erweiterten Sinne gibt es heute auch keine Putzfrauen (Fachkraft für Gebäudereinigung), Hausfrauen (Family management) und Müllmänner (städtischer Entsorgungsbeauftragter) mehr.

Den Ausdruck "etwas türken", im Sinne von "etwas fälschen" kann man mittlerweile auch nicht mehr hören. Selbiges gilt für die Ausdrücke Eskimo (Inuit), Zigeuner (Sinti und Roma) sowie Krüppel (Körperbehinderter).

In den 80er-Jahren kann ich mich durchaus noch an viele ältere Männer erinnern, die eben eine Kriegsverletzung hatten und sich zum Teil selber als "Krüppel" bezeichneten. Das wäre heute sicherlich undenkbar.

@Babooshka

Ich hatte mal eine Freundin, die Schweizerin war. Für meine Eltern war dies kein Problem, aber durchaus für einige Leute aus dem erweiterten Bekanntenkreis. Dabei hatte sie doch dieselbe Sprache (nun ja, wenn auch zugebenermaßen schwer verständlich).
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Lutz
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Tja - ich behaupte mal so würde dieser Artikel aus dem Jahre 1984 heute nicht mehr in der Spex erscheinen (aus dem Musikmags-Thread):


-snip-

BTW: Interessant auch wie sich sprachlich einiges verändert hat - eine Kreation wie "(...) CSU-Neger Roberto Blanco" (aus obiger Spex/toller Artikel über Tina Turners riesen Comeback) wird man heute wohl kaum noch finden. Da hatte mich noch weniger gewundert, in einer Bravo von ca 1965 (!) über die Formulierung "Lex Barkers Neger Boy" zu stolpern. *g*

-snap-

[QUOTE=Babooshka;282502]Über den lockeren, ja gewissenlosen Umgang mit der Raucherei früher kann ich heute nur entsetzt den Kopf schütteln. Klar, die im Nebel versinkenden TV-Talkrunden mit irgendwelchen Journalisten oder auch Schauspielern und anderen Künstlern sind bekannt. [/QUOTE]

:zahn:

[video=youtube;HskcRzUGcuU]http://www.youtube.com/watch?v=HskcRzUGcuU[/video]

Lutz
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musicola
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Kings of Plotz-Talk! :zahn:
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[QUOTE=waschbaer;282506]Selbiges gilt für die Ausdrücke Eskimo (Inuit), Zigeuner (Sinti und Roma) sowie (...).[/QUOTE]

Gerade im Zusammenhang mit indigenen Völkern hat in den letzten Jahren die PC zugeschlagen. Weitere Beispiele:

"Rothaut" war in den 80ern ungefähr genauso wenig negativ besetzt wie Neger.

Lappen --> mindestens "Lappländer", oft aber noch korrekter "Samen", was irgendwie auch komisch klingt.

Oder "Wyandot" für die früheren "Huronen" (weil "Hurone" erstens einen, inzwischen aufgelösten, Stammesverbund meint und zweitens das ursprünglich Wort von dem französischen Schimpfwort "hure" herkommt, was "Schweinsköpfe" bedeutet.)

In der Richtung gibt's bestimmt noch mehr.
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Fortune presents gifts not according to the book.
musicola
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Hab übrigens kürzlich auf'm Flohmarkt was ganz herrlich Unkorrektes gefunden:

[IMG]http://s31.dawandastatic.com/Product/16 ... 0222170203[/IMG]

Alk auf dem Tisch, Kippe in der Hand! Auch wenn es sich um ein Spiel für Erwachsene handelt, würde man das heutzutage sicher nicht mehr so auf eine Spieleverpackung drucken!

Davon ab, sind die Fragen und Antworten eher als unlustig einzuordnen. Hie und da bissl zotig, ansonsonsten eher gähn!

Zwei Beispiele:

Wie haben sie es gern? - Wie jeder echte Reinweicher.

Sind sie ein verhinderter Kommunarde? - Beate Uhse schreibt mir regelmäßig

:schlafen:

Ich glaub, solche Abende gehen echt nur mit Alkoholeinsatz! :schaem:


Gibt es solche Fragespiele heute eigentlich noch? Also im Kaufhof haben wir sowas in den letzten zwölf Jahren (eher deutlich länger) nicht in der Spielwarenabteilung geführt!
Zuletzt geändert von musicola am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Lutz
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[QUOTE=musicola;282500]Meine Bildende Kunst-Lehrerin hat mir damals eine geschmiert, als ich (naiv und Kind wie ich war) zur Zeichnung eines schwarzen Menschen meinte, das sei ein Nigger. (Weil ich das eben mal irgendwo so hörte) Um mich anschließend zu belehren, das heiße nicht Nigger, sondern Neger! :faint:[/QUOTE]

Geschlagen? Sowas gab's in meiner Zeit nicht mehr an der Schule. Die "Leerkraft" hätte wohl mal lieber etwas über sich selbst nachdenken müssen... Tolles Vorbild - manchmal frage ich mich wirklich was für merkwürdige Zeitgenossen auf Schüler losgelassen werden:
Und willst Du nicht meiner Meinung sein, schlag ich Dir den Schädel ein...

Ich bin echt froh, dass die Qualmerei immer mehr verschwindet - als ich neulich mal bei einem starken Raucher zu Besuch war, stanken meine Klamotten noch zu Hause extrem nach Rauch. Wenn ich ehrlich bin verstehe ich es immer weniger, wie man sich sowas jeden Tag 247 antun kann, und dafür auch noch teuer bezahlt (in doppelter Hinsicht)...

Lutz
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Die Luftgitarre
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Political correctness und soft language sind heute keine Domäne von ökigen Sozialpädagogen und Weltverbesserern mehr. Auch des Gutmenschentums gänzlich unverdächtige Politiker, Manager und Institutionen haben die Vorteile der soft language für sich entdeckt:

Ein Antragssteller auf dem Arbeitsamt heißt heute "Kunde", als wenn er damit zum König und nicht zum Knecht werden würde. Die zuständigen Aufseher heißen "Berater". Der Job, den er annehmen muss, ist nicht schlecht bezahlt und ohne Kündigungschutz, sondern schlimmstenfalls irgendwie "prekär", dort kriegt man vom Chef auch keinen Anschiss mehr, sondern nur noch eine Einladung zum Mitarbeitergespräch. Und wenn einem schließlich das Geld ausgeht ist man nicht arm, sondern nur "sozial schwach".:D
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