Genau, Aktenkoffer für Jungen waren sozusagen Pflicht. Sah schon lustig aus, diese Jungen in Jeans und Turnschuhen, Zauberwürfel in der Hand und Walkman im Ohr, und dann so ein Managerteil von einem Aktenkoffer
Spaß machte es, heimlich die Zahlenkombination an den Schlössern zu verstellen und wenn der Typ dann cool die Schlösser aufschnappen lassen wollte - ja, dann schnappten sie nicht!
Eine Zeitlang sehr angesagt waren Stoffbeutel von Jean Pascale. Meistens die türkisenen mit pinkfarbenem Jean Pascale-Schriftzug. Ich hatte mal eine Zeitlang einen selbstgemachten Stoffbeutel für meine Schulsachen. Einfach ein Stück Baumwollstoff oder Bettlaken oder was das war zu einer Tasche zusammengenäht und anschließend gebatikt, dunkelblau mit "Sonne" in der Mitte (zusammengebunden). Später glaube ich war das Teil dann nur noch Turnbeutel.
Am Gymnasium, sozusagen unter intellektuellen Schülern, war es sehr angesagt, naturfarbene schweinslederne Taschen mit oder ohne Schulterriemen zu haben. Wer also etwas Solideres als den Jean Pascale-Beutel wollte, hatte so eine Tasche, die er lässig unterm Arm zu tragen pflegte. Das war fast so etwas wie ein Statussymbol, gerade unter Alternativen und eben Intellektuellen à la Deutsch Leistungskurs weit verbreitet, denn viele Lehrer hatten auch solche Taschen. Ich war zwar eine lausige Schülerin und Deutsch Leistungskurs lag mir genauso fern wie Mathe Leistungskurs, aber ich war alternativ und selbstverständlich hatte ich mir auch so ein Ding gewünscht. Mann war ich stolz, als ich es zum Geburtstag bekam. Der erste Regenguss hinterließ auch gleich ein hübsches Sprenkelmuster auf dem hellen Leder.
Ja, und dann kam für mich lausige Schülerin der Schulwechsel und an der Gesamtschule fiel ich plötzlich mächtig auf mit dieser Tasche, wie überhaupt mit meinem ganzen alternativen Look. Wie so vieles, was ich mir zuvor noch sehnlich gewünscht hatte, legte ich im Rahmen meiner Lookumwandlung auch diese schöne Tasche bald ab und ging fortan mit einem Modell aus olivgrünem, derbem Segeltuch zur Schule, so wie viele französische Schüler. French, hattest du auch so eine Tasche, vielleicht noch mit dem Schriftzug einer Band verziert? "Trust" war damals eine weit verbreitete "mention" auf diesen Taschen.
Diese pinkfarbenen Wäscheklammerkörbe mit lurexdurchwirktem Tuch zum Abdecken fand ich immer schon ganz furchtbar hässlich und albern. Sie gehörten typischerweise zu Mädchen mit Frisuren à la Sandra und CC Catch, pinkfarbenen Teddyjäckchen und Mantaletten von Reno.
Die Ledertasche habe ich dann im Studium zumindest teilweise wiederbelebt. Kurz vor meinem Umzug habe ich sie dann bei ebay an einen Studenten verkloppt, der sich sehr darüber gefreut hat. Möge sie ihm mehr Glück bringen als mir!