Als die Geschäfte noch um 18:30 schlossen

Ob der wilde Süden oder der kühle Norden, hier trifft man sich zwischen den großen Treffen
musicola
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[QUOTE=PostMortem;286074]Es wird nicht offiziell verlangt. Warum macht ihr es einfach? Ich habe schon verstanden, dass der Laden dann unaufgeräumt bleibt, Regale nicht voll bestückt wären usw. usf. Aber warum fühlt ihr Euch in erster Linie für die Lösung des Problems verantwortlicher als die GF und verbergt die Auswirkung der vorherrschenden Geschäftspolitik im Handel vor den Verantwortlichen und auch vor den Kunden?

Wenn ich dauerhaft mit meiner Arbeit nicht fertig werde, werde ich auch mit meiner Arbeit nicht fertig. Ich müsste sie sonst mit nach Hause nehmen und/oder gegen Betriebsvereinbarungen oder Gesetze verstoßen. Das mache ich nicht. So wird aber erst offenbar was das Problem ist und es kann an einer ordentlichen Lösung gearbeitet werden. Oft kommen dabei Sachen raus, an die hat vorher niemand gedacht. Vieles geht erst wenn Folgen sichtbar sind, sogar vorher vermeintlich undenkbares. Dessen beraubt man sich, wenn man die Konsequenzen ihres Handelns von den Verantwortlichen fern hält.[/QUOTE]

Genau mein Reden!
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PostMortem
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[QUOTE=musicola;286077]Genau mein Reden![/QUOTE]

Ja, wir haben leicht Reden. :) Meistens scheiterts schon daran, dass die paar Leutchen einer Abteilung oder eines Ladens nicht an einem Strang ziehen bzw. nicht in die gleiche Richtung. Chefs Liebling sein zu wollen reicht manchen schon als Motiv nicht mit zu machen, gefolgt vor verständlicher Angst um den Job.
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SonnyB.
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[QUOTE=PostMortem;286074] Aber warum fühlt ihr Euch in erster Linie für die Lösung des Problems verantwortlicher als die GF und verbergt die Auswirkung der vorherrschenden Geschäftspolitik im Handel vor den Verantwortlichen und auch vor den Kunden?

[/QUOTE]

Weil "aufgeräumt" und "aufgefüllt" Umsatz bedeutet und Umsatz heisst: Wir haben noch einen Job.

[QUOTE=PostMortem;286080]Ja, wir haben leicht Reden. :) Meistens scheiterts schon daran, dass die paar Leutchen einer Abteilung oder eines Ladens nicht an einem Strang ziehen bzw. nicht in die gleiche Richtung. Chefs Liebling sein zu wollen reicht manchen schon als Motiv nicht mit zu machen, gefolgt vor verständlicher Angst um den Job.[/QUOTE]

Erstens das und zweitens kommt noch dazu, daß wir sogar Filialen haben, in denen die Kollegen am Warentag um 06:00 auf der Matte stehen um die Ware wegzubekommen, weil die das über den Tag nicht schaffen. Die stehen nämlich alleine im Laden.

Du bekommst 250 Filialen nicht unter einen Hut zum "an einem Strang ziehen". Unmöglich.

Und wir haben es wie gesagt noch gut. Wir haben U- und W-Geld. Wenn ich mir da so Unternehmen wie Schl** oder K*K ansehe.... die sind sogar noch schlechter als wie man denkt.


Der Kunde sieht ja nicht (und soll auch nicht sehen) wieviel Arbeit in einem Laden steckt. Schließlich verkaufen Verkäuferinnen ja nur. Ist ja easy.
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musicola
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*Kopfschüttel*

Die Zeit, die ich für meinen AG auf der Fläche stehe, muss er mir auch vergüten. Die Entlohnung kann sich nur nach der geleisteten und arbeitsvertraglich vereinbarten Arbeitszeit richten und nicht nach der Ladenöffnungszeit!

Nochmal: Wie steht euer Betriebsrat dazu?
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[QUOTE=musicola;286096]
Nochmal: Wie steht euer Betriebsrat dazu?[/QUOTE]

Da dieser u.A. aus Verkäufern besteht und nicht nur aus Mitgliedern der Verwaltung, kannst du dir die Frage selbst beantworten. :)
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musicola
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[QUOTE=SonnyB.;286099]Da dieser u.A. aus Verkäufern besteht und nicht nur aus Mitgliedern der Verwaltung, kannst du dir die Frage selbst beantworten. :)[/QUOTE]

Schwach, ganz schwach... solche zahnlosen Betriebsräte fördern aktiv den Austritt aus Gewerkschaften... :|

Ist dein AG eigentlich 'ne größere Filialkette? Wenn du den hier nicht nennen magst, gerne auch per PN! :)
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[QUOTE=musicola;286100]

Ist dein AG eigentlich 'ne größere Filialkette? Wenn du den hier nicht nennen magst, gerne auch per PN! :)[/QUOTE]

Ja, ist es. Rest PM :)



Aber wie gesagt: Solange das "nur" bei der "bisschen" Mehrarbeit bleibt, wir trotz Tarifausstieg noch Tarifgehalt, U und W-Geld bekommen und auch trotzdem noch eine jährliche Erhöhung, gehts uns noch gut.

Sollten sich die Öffnungszeiten allerdings weiter ausdehnen, sehe ich das anders. Wie schon geschrieben: die Kunden wollen die Kosten für unbegrenztes Einkaufen mit Bedienung ja nicht tragen.

Mir gehts ja hier nicht um meine Firma, sondern darum, daß die Öffnungszeiten nicht förderlich sind. Geht ja hier um die Öffnungszeiten :).
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[QUOTE=Lutz;286039] BTW: Fand ich in den 1980s in New York cool, dass man spät abends noch gemütlich einkaufen konnte (und noch nichtmal überfallen wurde :zahn:)

Lutz[/QUOTE]

Gerade erst gelesen.


Ich war 2x in New York und 6x insg. in Miami, Key West und Fort Lauderdale. Fazit: Die SUPERMÄRKTE hatten laaange auf aber alles andere (Andenkenläden, Klamottenläden etc.) auch auf dem Timessquare hatte zu 99% ab 17 bzw. 18 Uhr zu ;)
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Die Luftgitarre
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[QUOTE=SonnyB.;286057]Nein, muss nicht als Überstunden angerechnet werden, da der AG das ja nicht offiziell verlangt ;). Es ist eben so, daß die Arbeit ohne unsere "freiwillige" Leistung einfach nicht zu schaffen ist, aber eben gemacht werden muss.
Schwer zu erklären :). Da musst du "drinstecken".
[/QUOTE]

Ich denke, in gewisser Weise ist genau dieses "drinstecken" das Problem: dass Angestellte(!) sich zu sehr den unternehmerischen Blickwinkel zu eigen machen und sich für alles mögliche in die Verantwortung nehmen lassen.

Wenn der Eigentümer keine Reinigungskräfte zahlen will, ist das sein Problem. Dann muss er eben selbst den Besen in die Hand nehmen oder der Laden bleibt halt ungereinigt.

Und zum Thema Kosten und Preistoleranz: Wenn im Einzelhandel konsequent unentgeltliche Überstunden verweigert werden würden, dann bliebe dem königlichen Kunden am Ende halt nur die Wahl zwischen unaufgeräumten Läden oder eben Aufpreis (für Überstunden, bzw. Reinigungspersonal) zahlen.
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PostMortem
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[QUOTE=Die Luftgitarre;286111]Ich denke, in gewisser Weise ist genau dieses "drinstecken" das Problem: dass Angestellte(!) sich zu sehr den unternehmerischen Blickwinkel zu eigen machen und sich für alles mögliche in die Verantwortung nehmen lassen.

Wenn der Eigentümer keine Reinigungskräfte zahlen will, ist das sein Problem. Dann muss er eben selbst den Besen in die Hand nehmen oder der Laden bleibt halt ungereinigt.[/QUOTE]

Ich sehe das auch so... Es ist löblich wenn Mitarbeiter unternehmerisch denken und Initiative zeigen. Aber mir kommt das bei einem Filialunternehmen doch reichlich merkwürdig vor. Denn gerade Filialunternehmen müssten eigentlich so rechnen, dass Auffüll- und Reinigungskräfte nochmal billiger arbeiten als Verkaufspersonal. Da das unentgeltliche Auffüllen aber in der Freizeit geschieht (was so nicht von der Zentrale kalkuliert sein kann, der Preis muss das bereits umgelegt enthalten), ist es natürlich konkurrenzlos günstig und die Ware wird eigentlich zu teuer verkauft. Das was für Reinigung und Warenbestückung auf den Preis umgelegt worden ist, fließt dann tatsächlich in den Porsche des GF oder stopft andere Finanzlöcher um die sich deshalb niemand kümmert. Gesundes Wirtschaften ist das nicht.

[quote]Und zum Thema Kosten und Preistoleranz: Wenn im Einzelhandel konsequent unentgeltliche Überstunden verweigert werden würden, dann bliebe dem königlichen Kunden am Ende halt nur die Wahl zwischen unaufgeräumten Läden oder eben Aufpreis (für Überstunden, bzw. Reinigungspersonal) zahlen.[/quote]

Sehe ich ebenfalls so, denn sonst würden wir nie mehr tanken oder nach MwSt.-Erhöhungen wieder einkaufen gehen. Kleiden muss man sich immer, essen und trinken auch. Man hat gar keine Wahl. Der Kunde hat vor allem auch gar keinen Einblick in die Preisfindung. Alles was er vergleichen kann sind Marktpreise. Wenn die Markenjeans dann bei fairer Arbeitszeitgestaltung und Vergütung im Branchenschnitt statt 47,99 nun 48,95 kostet, fällt das dem Kunden kaum auf oder er kann es eben nicht ändern und muss zu diesem Preis kaufen. Was fehlt ist Organisation und Druck von unten im Einzelhandel.

Ich meine, was bringt ein Arbeitszeitgesetz wenn man einfach so dagegen verstößt und das normal findet?

§ 3 Arbeitszeit der Arbeitnehmer
Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.

Wenn ich so meinen Umsatz nicht machen kann, dann sind das letztendlich illegale Geschäftspraktiken. Und das Beste ist: Am Ende bekommt noch der Arbeitnehmer einen auf den Deckel und eine Abmahnung, weil der Arbeitgeber wegen seines eigenmächtigen Handelns irgendwann nach Kontrollen ein saftiges Ordnungsgeld zahlen muss.
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