Melodien in der Musik damals und heute

Ob der wilde Süden oder der kühle Norden, hier trifft man sich zwischen den großen Treffen
bubu
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Darf ich mal provokant fragen, ob das hier ein weiterer Thread sein soll, der das Früher-war-alles-besser bestätigt wissen will? :undwech:

Ich bin kein Musikexperte oder -Nerd, aber ich bezweifle, dass es heute weniger kreative Musikmacher gibt als früher. Auch bezweifle ich, dass die Anzahl der guten Melodien abgenommen hat – allein schon aus mathematischen Gründen sind die Möglichkeiten, Kombinationen und Spielarten in der Musik doch nahezu unbegrenzt. :finger:

Es stimmt, dass viel recycelt wird. Es stimmt auch, dass heutzutage die technischen Möglichkeiten es einem viel einfacher machen, ein Musikstück herzustellen. Ich könnte mir denken, dass das zur Folge hat, dass es einfach mehr Masse gibt und die wirklich guten Stücke, die in ihrer absoluten Anzahl allerdings meiner Überzeugung nach nicht weniger geworden sind, davon nur vermehrt überdeckt werden.

Musik wird Menschen immer begeistern und es wird immer Menschen geben, die gute Musik machen. Zu jeder Zeit. Früher waren das Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Wolfgang Amadeus Mozart (die hätten vielleicht auch die Melodien der neueren Meister wie der Beatles als Verfall gesehen). Und in neuerer Zeit hören wir die Melodien halt lieber von Gitarren, Bässen, Synthesizern und Schlagzeugen oder Computern gespielt als von Orgeln, Cemballi und Violinen. So ist das eben :dj:

In meiner Jugendzeit – in den 80ern – habe ich so oft Altrocker und-Popper auf diesen ganzen Synthie-Scheiß schimpfen hören. Dass das ja keine "handgemachte" Musik mehr sei und einfallslos und und und. Heute gelten diese Leute als Maßstab und diese Dekade als musikalisch innovativ und man schimpft auf die Musik unserer Zeit. Die 80er waren tatsächlich wahnsinnig innovativ (ich hab gerade die "Welcome To The 80s"-Doku geguckt, die mir das nochmal bewusst gemacht hat). Da ist so viel Neues entstanden, New Romantic, Wave, Industrial, Gothic, Rap. Klar, nicht jede Dekade bringt gleich viel Neues hervor. In den 70ern ist auch nicht so viel Neues passiert, da wurde einmal die Rock-Pop-Revolution ausdefiniert, kommerzialisiert und aufgebläht, bis dann Punk kam und später dann Rap. Und der wird jetzt bis zum Erbrechen ausdefiniert, kommerzialisiert und aufgebläht. Vielleicht ist das jetzt gerade ein kreativ etwas ärmeres Zeitalter. Aber es wird wieder was Neues kommen.

Leute, wir werden einfach älter und unflexibler und intoleranter – das ist alles. Musik und die Melodien werden weiter neu entstehen, keine Sorge.
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Laschek
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[QUOTE=Dr. Peter Venkman;288131]Darf ich mal provokant fragen, ob das hier ein weiterer Thread sein soll, der das Früher-war-alles-besser bestätigt wissen will? :undwech:[/QUOTE]

:hää: War denn früher nicht alles besser?? :D

Nee, du hast schon recht, ich für meinen Teil seh das schon auch so dass es nach wie vor sehr gute aktuelle Musik gibt. Handgemachte, elektronische, was auch immer. Man muss nur mehr gezielt danach suchen, weil dass was man in den Medien, den Charts, etc. so präsentiert bekommt wird irgendwie doch immer flacher wird. Größtenteils zumindest.
Zuletzt geändert von Laschek am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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SportGoofy
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Ich denke es liegt auch an der Allgegenwärtigkeit der Musik - früher hat man seine Schallplatte gekauft,
dann gabs ein oder zwei TV Sendungen und noch der Stammradiosender. Man war stolz, freute sich,
wenn sich das geliebte Stück auf dem Plattenteller drehte.

Heute braucht man nur youtube oder die Drölfzigtausend-Internetradiosender anschmeissen und schon
kann man sich bis zum Ende des Universums volldröhnen lassen. Da geht halt der eine vielleicht mit
viel Liebe und Enthusiasmus erstellte Song - mit der gegebenfalls genialen Hookline - total unter.
Denn an der nächsten Ecke warten bereits 100 andere Songs die ich noch hören muss/kann.

Musik ist zum absoluten ständig verfügbaren Massenmüll verkommen -
selbst das Klopapier bei Aldi kostet 1,45 - Musik kostet nix.

Und da ist der Ansporn der "genialen" Leute vielleicht etwas reduziert,
wenn man dafür halt nicht mehr so viel Ruhm/Ehre/Geld erhaschen kann wie früher.

Früher gabs die Charts, da wusste man was "cool" war :D - heute hört jeder von
den 125 unterschiedlichen Musikrichtungen seine spezielle eigene - und hat vielleicht
noch zwei Freunde, die das auch gut finden.

Allerdings finde ich, dass auch heute noch sehr viel gute Musik gemacht wird und
auch in den 80ern gabs viel Schrott - und die Melodie?

Ok, mit der ganzen "sorry" R&B und Rap Schaizze sind irgendwie die Melodien
verloren gegangen - zumindest was die "Chartmusik" betrifft.

Aber das ist eben heute auch eine "andere" Musik
Zuletzt geändert von SportGoofy am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Juju
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[QUOTE=Dr. Peter Venkman;288131]Auch bezweifle ich, dass die Anzahl der guten Melodien abgenommen hat – allein schon aus mathematischen Gründen sind die Möglichkeiten, Kombinationen und Spielarten in der Musik doch nahezu unbegrenzt. :finger:[/QUOTE]
Die Frage ist, wie sie Mensch empfindet und mag. Und da wird es eng. Man verlässt sich auf alte Melodien, verändert sie nur minimal und bringt die Kacke einfach neu heraus. Auch denke ich nicht, dass die Möglichkeiten unbegrenzt sind. Bei der Masse an Musik sind die Kombinationen, die sich uns als Ohrwürmer offenbaren, irgendwann allesamt durch, falls das nicht schon längst geschehen ist.

Das Thema Entwicklung in er Musik wurde von mir schon einmal in einem anderen Forum besprochen. Ich kann, wie auch dort, nur meine Eindrücke wiedergeben: Musik ist tot. In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren gab es keinerlei Neuerungen mehr. Die letzten größeren Sachen waren halt IDM, Trip Hop und Drum & Bass in der Mitte der 90er. Danach flaut alles ab. Ein Revival folgt dem anderen. Es gibt unzählige Crossover-Produktionen (Shoegazing mit Black Metal vermischt ist zum Beispiel eine der seltsamsten Crossover-Varianten).

Aber ansonsten gibt es keinerlei Entwicklungen mehr. Höre ich einen Rocksong im Radio, denke ich an Radiohead und Therapy, die das vor X Jahren schon machten. Dann schaue ich, wonach die Jugend heute so verrückt ist und muss feststellen, dass es wie die Stone Temple Pilots oder irgend 'ne andere Grunge-Combo klingt. Dann kommt so ein Hüpfer namens Lena daher und soll frischen Wind die Radios zaubern - das einzige, was mir zu ihren Boom-Zeiten in den Sinn kam: klingt wie Björk, klingt wie Soft Cell usw. Heute wird einfach nur noch alter Wein in neuen Schläuchen verkauft. Die 2000er waren für mich das schrecklichste Jahrzehnt in der Musik. Ich will nur hoffen, dass sich in den kommenden neun Jahren etwas tut. So kann das nicht bleiben.
Zuletzt geändert von Juju am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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bubu
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[QUOTE=Juju;288137]Man verlässt sich auf alte Melodien, verändert sie nur minimal und bringt die Kacke einfach neu heraus.[/QUOTE]

Da hast Du sicher Recht. Die mediokre Masse überdeckt die Perlen heute nur mehr. Perlen sind aber immer noch da, und genauso viele wie früher.

[QUOTE=Juju;288137]Auch denke ich nicht, dass die Möglichkeiten unbegrenzt sind. Bei der Masse an Musik sind die Kombinationen, die sich uns als Ohrwürmer offenbaren, irgendwann allesamt durch, falls das nicht schon längst geschehen ist.[/QUOTE]

Das müsste man wirklich mal wissenschaftlich untersuchen, würde mich sehr interessieren. Ich glaube das einfach nicht, kann es aber genauso wenig belegen wie Du. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das menschliche Gehirn hier so eng zugeschnitten ist. Was aber gegen Deine These spricht, ist, dass es ja nach wie vor Ohrwürmer gibt. Und die unterscheiden sich voneinander. Wie aber ist das möglich, wenn alle Möglichkeiten durchgenudelt sind? Und hast Du irgendwelche Statistiken, dass die Anzahl der Ohrwürmer über die Zeit abgenommen hat?

[QUOTE=Juju;288137]Musik ist tot. In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren gab es keinerlei Neuerungen mehr.[/QUOTE]

Wie kann Musik denn tot sein, wenn wir uns hier einig sind, dass es viel mehr Musik gibt als früher? Und außerdem: Zehn, fünfzehn Jahre sind doch keine lange Zeit. Schauen wir uns mal das 20. Jahrhundert an: Wann wurde Jazz erfunden? Ich bin kein Experte, würde jetzt aber mal auf die 20er tippen. Wann kam die nächste Neuerung, der Rock? In den 50ern. Schon mal 30 Jahre, in denen ja nix Neues passiert ist. So, dann wurde in den 60ern der Pop erfunden. Auch nochmal zehn, fünfzehn Jahre dazwischen. Dann passierte erstmal nicht so viel, ok Disco, Funk, Metal in den (späten) 70ern. Ende der 70er: Punk, die nächste Revolution. Wieder waren zehn, fünfzehn Jahre ins Land gegangen. Dann, Mitte/Ende der 80er New Wave, Rap. Dann Grunge, House, Techno, Trip-Hop usw.

Ich stelle mal eine These auf: Die meisten der letzten Revolutionen in der Musik hatten eine gesellschaftspolitische Motivation (Rock, Punk, New Wave, Rap – wie das beim Jazz war, weiß ich nicht).

Vielleicht sind nicht die ewigen Wiederkäuungen des Alten das Problem, sondern vielleicht mangelt es an einer gesellschaftspolitisch motivierten Kreativität in der Musik?
Zuletzt geändert von bubu am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Torsten
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[QUOTE=Dr. Peter Venkman;288131]
Leute, wir werden einfach älter und unflexibler und intoleranter – das ist alles.[/QUOTE]
So einfach ist es aus meiner Sicht leider nicht. Den Mangel an guten, zeitlos eingängigen Melodien beklage ich schon seit mindestens zehn Jahren, und bis auf wenige Ausnahmen hat sich daran kaum was geändert. Es ist sicher auch kein Zufall, dass eine Lady GaGa u.a. deshalb als aktuell einziger echter Popstar, Madonna-Nachfolger oder sonstwas gefeiert wird, weil sie in den letzten Jahren einige "catchy" Hits abgeliefert hat - zwar überdeutlich an die Musik ihrer Vorbilder angelehnt und soundtechnisch nix Neues, aber immerhin eingängig und bei Live-Auftritten oft mitreißend präsentiert.

Mein Musikgeschmack ist ja sehr simpel gestrickt und daher ziemlich Mainstream-lastig. Wenn aber selbst dieser Bereich, der klassischerweise überwiegend von Ohrwürmern lebte, in den letzten 15 - 20 Jahren immer mehr von Rhythmus, Tanzbarkeit und Sound bestimmt wird, scheint doch ein gewisser Einschnitt stattgefunden zu haben.

Ein entscheidender Aspekt dieses Einschnitts scheint mir das zu sein, was Paradeschnösel Ulf Poschardt in seinem 1995 veröffentlichten Buch "DJ Culture" beschrieben hat - passt offenbar auch zur Diskussion um die Postmoderne.

[quote](...) Doch der DJ-Culture gehört die Zukunft der Popmusik. Neil Tennant von den PET SHOP BOYS ist sich ganz sicher: "Auf Dauer sind zwei Plattenspieler und ein Mischpult aufregender als fünf Gitarrensaiten."

Der DJ stellt den herkömmlichen Künstlerbegriff in Frage, sprengt ihn und wird ihn in renovierter Form re-etablieren. Der DJ ist per definitionem Eklektiker und Musik-Musiker. So wie sich der Filmemacher Jean-Luc Godard als Organisator von Bildern und Tönen bezeichnet, so erscheint der DJ in der Musikszene, um den archaischen Gedanken der Schöpfung, der sich bis in die Ästhetiken des 20. Jahrhunderts retten konnte, zu hinterfragen und zum Teil zu zerstören. Der Künstler als Schöpfer seines Werkes in genialischer Autonomie ist in der Renaissance entworfen und von der idealistischen Ästhetik immer wieder bestätigt worden: als "alter deus" und Übermensch. Erst die Avantgarden des 20. Jahrhunderts rüttelten an dieser Vorstellung. Duchamp, Picabia, Warhol und andere verhöhnten den Künstlergenius und konnten doch nicht verhindern, dass sie den autorenverhafteten Begriff des Künstlers nur modernisierten. Genau in derselben Ambivalenz von Zerstörung und Wahrung der Künstleridee steht der DJ. Radikal legt er sein Material offen: Seine Plattenkiste steht am Ausgangspunkt aller Produktionen. Er organisiert Geschaffenes und fügt Kunstwerke zu einem neuen Ganzen zusammen. Er ist ein Künstler zweiten Grades.

(...) Er kann Sounds, Beats und Melodien aus verschiedenen Liedern, von verschiedenen Komponisten, sogar aus unterschiedlichen Epochen in Verbindung bringen, sie gegenüberstellen und miteinander vermischen. Alte Musik wird in neue Zusammenhänge gestellt; die Kontexte werden verschoben. Alte Musikstücke (sowohl im Sinne von ganzen Liedern als auch von Liedelementen) lassen sich unendlich oft neu erfinden. Die Musikgeschichte scheint ihre Linearität zu verlieren: Der potenziell unbegrenzte Zugriff auf altes Material lässt alles auf das Jetzt, den Moment der Synthese, zulaufen. (...)[/quote]
Diese Behauptungen können einem gefallen oder nicht, scheinen sich aber zunehmend zu bewahrheiten. Stellt sich die Frage, woran das liegt - und meine Vermutung ist, dass es eben nicht unendlich viele Spielarten gibt, sondern vieles davon schon ausgegraben wurde und die Zukunft der Musik in der Wieder- bzw. Neuverwertung alten Materials liegt.

[QUOTE=new_romantic;288100]Mir kommen jetzige Schlagermelodien sehr einfallslos vor wie nach einer Vorgabe. Kann jetzt keine Namen nennen weil ich sie nicht kenne. Höre ich dagegen Schlager aus den Eighties wie zum Beispiel Audry Landers, Hoffman und Hoffman, Andrea Jürgens oder Münchner Freiheit sind für mich eindeutige Qualitätsunterschiede erkennbar in der Kreativität. Woran liegt das? Was meint ihr?[/QUOTE]
Nach meiner Erinnerung ging der bis heute anhaltende Trend, Schlagermusik im ewig gleich klingenden Discofoxrhythmus zu produzieren, vor allem mit Wolfgang Petrys 91er-Hit "Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeih'n" los. Gab zwar schon auch vorher ähnliche Nummern wie "Irgendwann, Irgendwo, Irgendwie" von Jürgen Drews, aber aus meiner Sicht sind vor allem Petrys Produktionen der Auslöser gewesen (so, wie auch Robert Miles mit "Children" die ganze "Dreamdance"-Welle lostrat). Quasi die Dancefloor-Variante der Schlagerbranche, die in den 90ern ja irgendwie versuchen musste, im von Eurodance und Techno bestimmten Zeitgeist zu bestehen.

[QUOTE=Juju;288126](selbst die Omis in den Schlagersendungen klatschten das früher auf Kommando ).[/QUOTE]
Musste kürzlich lachen, als ich einen Kommentar unter einem youtube-Clip fand. Hatte ein wenig nach Coverversionen von ABBA-Songs gestöbert und stieß u.a. auf diesen Auftritt von SYLVER im ZDF-"Fernsehgarten". Treffende Bemerkung eines Users: "Why do they fucking clap all the time? Are they morons?" :D

[video=youtube;1bIUEcKa-gg]http://www.youtube.com/watch?v=1bIUEcKa-gg[/video]
Zuletzt geändert von Torsten am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Juju
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[QUOTE=Dr. Peter Venkman;288140]Wie kann Musik denn tot sein, wenn wir uns hier eher alle einig sind, dass es viel mehr Musik gibt als früher?[/QUOTE]
Es geht um die Stilistik. Natürlich gibt es noch x Bands und stapelweise Musik. Aber die gab es in dieser Form auch schon vor zehn bis fünfzehn Jahren. Stillstand in allen Bereichen. Du hörst 'nen Song im Radio und siehst nahezu voraus, wie er in den nächsten Minuten klingen wird, weil er eben in abweichender Form schon fünfzehn Jahre zuvor so im Radio gespielt wurde.

[QUOTE=Dr. Peter Venkman;288140]Zehn, fünfzehn Jahre sind doch keine lange Zeit.[/QUOTE]
Wenn man bedenkt, dass in den 80er und 90er Jahren nahezu alle zwei bis drei Jahre ein neues Genre erschaffen wurde, sind 15 Jahre, in denen sich nichts tut, eine lange Zeit. New Wave ist übrigens, genau wie Rap - also das, was wir als Hip-Hop kennen, eine Entwicklung der späten 70er. Gerade Rap wurde hier in Deutschland in Zeitschriften wie Twen schon anno 81/82 mit Doppelseiten beglückt. Wir erinnern uns auch an Falco, der als einer der ersten deutschsprachigen Künstler dieses Phänomen aufgegriffen hatte. Die 70er hatten AOR, Hard Rock, Glam Rock, Pub-Rock, Punk Rock, New Wave, Disco, Industrial, Heavy Metal, etc., wie du schon teilweise aufgezählt hattest. Da kommt schon was zusammen. Die 60er mit Folk Rock, Psychedelic Rock, Progressive Rock, Ska, Rocksteady, Reggae usw. In den Jahrzehnten davor kenne ich mich nicht sonderlich aus.

Vieles in den 80er/90er Jahren ging mit der Entwicklung elektronischer Instrumente einher, erst Kraftwerk und anschließend die ganzen Synthie-New-Wave-Bands zwischen Human League und Tubeway Army, die Ende der 70er den Grundstein dafür legten. Diese Neuerung hatte für die Stilentwicklung der nächsten zwanzig Jahre locker ausgereicht. Vielleicht ging auch alles viel zu schnell, sodass heute einfach Stagnation herrscht.

[QUOTE=Dr. Peter Venkman;288140]Ich stelle mal eine These auf: Die meisten der letzten Revolutionen in der Musik hatten immer auch gesellschaftspolitische Motivation (Rock, Punk, New Wave, Rap – wie das beim Jazz war, weiß ich nicht).[/QUOTE]
Das spielt sicher auch mit rein, wobei es nicht auf alle Genres zutreffen wird. Gab es eigentlich eine Hippie-Musik? War diese Musik an einen Musikstil wie Psychedelic Rock gebunden? Oder hatte das nichts miteinander zu tun? Weiß das jemand?
Zuletzt geändert von Juju am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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[QUOTE=Torsten;288141]Musste kürzlich lachen, als ich einen Kommentar unter einem youtube-Clip fand. Hatte ein wenig nach Coverversionen von ABBA-Songs gestöbert und stieß u.a. auf diesen Auftritt von SYLVER im ZDF-"Fernsehgarten". Treffende Bemerkung eines Users: "Why do they fucking clap all the time? Are they morons?" :D

[video=youtube;1bIUEcKa-gg]http://www.youtube.com/watch?v=1bIUEcKa-gg[/video][/QUOTE]
Oh mein Gott. Ich fand das als Kind schon immer furchtbar peinlich und stellte mir oft die Frage, wie das wohl auf Nichtdeutsche wirken muss. :D
Zuletzt geändert von Juju am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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[QUOTE=Juju;288143]Oh mein Gott. Ich fand das als Kind schon immer furchtbar peinlich und stellte mir oft die Frage, wie das wohl auf Nichtdeutsche wirken muss. :D[/QUOTE]
Mit dem "Fernsehgarten" könnte man ja eh noch Hunderte Seiten im "Fremdscham"-Thread füllen. :zahn:
Zuletzt geändert von Torsten am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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sehr gut!


[QUOTE=SportGoofy;288134]Ich denke es liegt auch an der Allgegenwärtigkeit der Musik - früher hat man seine Schallplatte gekauft,
dann gabs ein oder zwei TV Sendungen und noch der Stammradiosender. Man war stolz, freute sich,
wenn sich das geliebte Stück auf dem Plattenteller drehte.

Heute braucht man nur youtube oder die Drölfzigtausend-Internetradiosender anschmeissen und schon
kann man sich bis zum Ende des Universums volldröhnen lassen. Da geht halt der eine vielleicht mit
viel Liebe und Enthusiasmus erstellte Song - mit der gegebenfalls genialen Hookline - total unter.
Denn an der nächsten Ecke warten bereits 100 andere Songs die ich noch hören muss/kann.

Musik ist zum absoluten ständig verfügbaren Massenmüll verkommen -
selbst das Klopapier bei Aldi kostet 1,45 - Musik kostet nix.

Und da ist der Ansporn der "genialen" Leute vielleicht etwas reduziert,
wenn man dafür halt nicht mehr so viel Ruhm/Ehre/Geld erhaschen kann wie früher.

Früher gabs die Charts, da wusste man was "cool" war :D - heute hört jeder von
den 125 unterschiedlichen Musikrichtungen seine spezielle eigene - und hat vielleicht
noch zwei Freunde, die das auch gut finden.

Allerdings finde ich, dass auch heute noch sehr viel gute Musik gemacht wird und
auch in den 80ern gabs viel Schrott - und die Melodie?

Ok, mit der ganzen "sorry" R&B und Rap Schaizze sind irgendwie die Melodien
verloren gegangen - zumindest was die "Chartmusik" betrifft.

Aber das ist eben heute auch eine "andere" Musik[/QUOTE]
Zuletzt geändert von new_romantic am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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