Verfasst: Do Dez 04, 2003 3:12 pm
So kurz vor Weihnachten wird es mal Zeit, ein bisschen infantil zu werden und sich an die beiden großen Glaubenskämpfe zu erinnern, die damals in vielen Kinderzimmern tobten...
Die zwei entscheidenden Fragen, wenn es ums Thema Spielzeug ging, lauteten:
Lego oder Playmobil?
und
Siku oder Matchbox?
Die meisten werden wohl jeweils von beidem etwas besessen haben, dennoch hatte fast jeder einen klaren Favoriten. Hier möchte ich die beiden alten Duelle wieder aufleben lassen und erfahren, zu welchen Fraktionen ihr damals zähltet.
Den Anfang macht die Plastik-Abteilung...
Lego vs. Playmobil
Florian Illies spricht sich in seinem Buch "Generation Golf" zwar eindeutig für Playmobil aus, aber der erzählt dort ja auch noch ganz anderen Unsinn... Ich jedenfalls konnte mich nie so recht für die mehr oder weniger zurechtgebastelte Variante entscheiden und war immer ein leidenschaftlicher Anhänger der variablen Lego-Steine. Damit konnte man seiner Phantasie wesentlich freieren Lauf lassen; und da ich das Glück hatte, zum damaligen Zeitpunkt bei meinen Großeltern gelebt zu haben, die mich mit Spielzeug quasi zuschütteten, waren meine Plastik-Kisten stets randvoll mit den unterschiedlichsten Bauformen.
Zwar wurden gelegentlich auch Komplett-Sets zugekauft (also Sachen wie Tankstelle, Polizeistation usw.), aber im Großen und Ganzen fand ich es wesentlich spannender, selbst kreativ zu werden. So wurden im Laufe der Zeit immer wieder Kartons mit den "Basics" angeschafft, um immer größere und aufwändigere Projekte zu ermöglichen. Das war schon damals kein billiger Spaß, und ich möchte nicht wissen, wie viel Geld vor allem meine lieben Großeltern da hineinpumpten, die es eigentlich auch nicht so dicke hatten...
Von meinem Vater bekam ich regelmäßig neue Exemplare der grau-grünen Straßenplatten dazugeschenkt, wodurch die Lego-Stadt sich alsbald über das komplette Kinderzimmer ausdehnte und man sich nur noch mit akrobatischen Verrenkungen durch den Raum bewegen konnte. Was den Vorteil hatte, dass die Erwachsenen so wesentlich weniger Lust hatten, einen beim Versinken in diese Plastikwelt zu stören...
Mein größter Stolz, quasi meine architektonische Meisterleistung, bestand irgendwann in einer riesigen Hängebrücke, deren Fahrbahndecke mit Hilfe einer ausgeklügelten Konstruktion und eigens zurechtgedrillten Bindfäden an den turmhohen Pfeilern hing - was dem Ganzen einen sehr realistischen Touch gab. Leider konnte man diese Brücke nicht in einem Stück transportieren, sondern musste sie jedes Mal wieder auseinanderbauen, wenn man damit bei anderen Spielkameraden Eindruck schinden wollte...
In dieser Zeit begab es sich auch, dass ich in meiner Naivität irgendwann nicht nur die Brücke, sondern auch meinen restlichen Lego-Bestand mit zu meinem verschlagenen Cousin schleppte, weil unsere Kontingente in seinem riesigen Zimmer fusionieren sollten. So entstand eine wahre Metropolis, der allerdings der Denkfehler innewohnte, dass die Steine beider Seiten wahllos miteinander kombiniert wurden. Dass der ganze Kladderadatsch irgendwann ja auch wieder auseinander dividiert werden musste - ja, daran dachte Klein Torsten nicht so recht...
So erfuhr ich dann nach vielen Jahren von einem gemeinsamen Freund, der im Gegensatz zu mir beim Abbruch unserer Mega-City zugegen war, warum sich in meinen Kisten auf einmal so viele alte und ausgeleierte Steine wiederfanden: Da saß mein Cousin auf'm Boden und schmiss die besterhaltensten Exemplare in seinen ollen Persil-Karton, während mir quasi der ganze Schund zugeteilt wurde. Meine Hängebrücke hab' ich hinterher jedenfalls nie wieder zusammengebaut bekommen und verschenkte den ganzen Driss irgendwann entnervt an eine Kindergärtnerin. Damit war das Kapitel Lego für mich abgeschlossen...
Warum ich damals nicht einen riesigen Aufstand gegenüber meinem Cousin gemacht habe, weiß ich bis heute nicht. Jedenfalls erwies er sich auch im erwachsenen Alter als nicht besonders liebenswerter Zeitgenosse, mit dem ich aus diesem Grunde heutzutage auch nix mehr zu tun habe.
Zum Thema Lego abschließend erstens noch die Bemerkung, dass ich mich aufgrund der nie vorhandenen Begeisterung für "Star Wars" auch zu keinem Zeitpunkt für die Raumfahrt-Abteilung der Plastikwelt interessiert habe. Meine Faible war da mehr urbaner Natur.
Und zweitens noch die Frage: Was ist besser als ein Orgasmus?
Sehr einfach: Mit der nackten Sohle auf 'nen Einser-Legostein zu treten und anschließend mit dem kleinen Zeh desselben Fußes am Bettpfosten vorbeizuschrammen...
Siku vs. Matchbox
Auch hier zeigte sich meine treue Seele: Ich war stets ein Jünger der Siku-Gemeinde. Zwar verirrten sich gelegentlich Exemplare des Klassenfeindes in meinen Bestand, aber das waren eigentlich nur altgediente, übergelaufene Schergen, denen man gnädig Exil gewährte.
Siku war in meinen Augen immer die Verkörperung deutscher Wertarbeit, deren Exemplare mit Liebe zum Detail und realistischen Größenverhältnissen modelliert wurden. Bei Matchbox wirkte das Ganze grobschlächtiger, und da passierte es nicht selten, dass ein Truck genauso mickrig daherkam wie ein ordinärer PKW. Die englischen (?) Pendants hatten für mich auch irgendwie eine trashige Ausstrahlung, mit der ich mich nie anfreunden konnte. In einem Punkt waren sie der Konkurrenz aber doch voraus: Ihr Lack erwies sich als wesentlich resistenter. Speziell der Metallic-Überzug aus dem Hause Siku glänzte bei Neuwagen zwar eindrucksvoll, war gegen üblichen Gebrauch aber empfindlicher als jede Mimose. Was den Umsatz in meinem Fall allerdings eher noch ankurbelte, denn beliebte Modelle wurden nach einiger Zeit einfach wieder neu gekauft...
Mein absoluter Favorit ist stets der ADAC-Bremsentest-Wagen geblieben, von dem ich gar nicht weiß, wie lange der noch hergestellt wurde. Außerdem war ich immer ein Fan der massiven Schwerlast-Fahrzeuge, sei es nun der große Kran oder der protzige Transporter, der eine ganze, in Einzelteilen zerlegte Brücke auf'm Buckel hatte. Die machte in montiertem Zustand auch gehörigen Eindruck und erweiterte die Siku-Welt um ein mächtiges Highlight. Wenn ich nur wüsste, wo das Teil abgeblieben ist - hab's in späteren Teenie-Tagen nie wieder gefunden... Vergammelt wahrscheinlich ooch im Keller meines Cousins...
Ach, und kürzlich sah ich bei 'nem Kumpel als Vitrinen-Deko noch den alten, gelben Baukran stehen. Wirkt auch heute noch irgendwie drollig, das Teil - auch wenn's damals ziemlich nervte, wenn man mal wieder gegen den Ausleger stieß und den Metallturm in seiner ganzen Pracht zu Boden riss. Und was hab' ich geflucht, wenn sich da mal wieder das Zugseil verheddert und verknotet hatte...
Heute wünschte ich mir, nur noch derlei harmlose Problemchen zu haben...
So, dies war mein kleiner Ausflug in die damalige Spielzeug-Welt. Wäre schön, auch eure Erfahrungen zu lesen...
P.S.: Die Spalter aus der Fraktion Fischer-Technik sollen sich gefälligst woanders auslassen...
Die zwei entscheidenden Fragen, wenn es ums Thema Spielzeug ging, lauteten:
Lego oder Playmobil?
und
Siku oder Matchbox?
Die meisten werden wohl jeweils von beidem etwas besessen haben, dennoch hatte fast jeder einen klaren Favoriten. Hier möchte ich die beiden alten Duelle wieder aufleben lassen und erfahren, zu welchen Fraktionen ihr damals zähltet.
Den Anfang macht die Plastik-Abteilung...
Lego vs. Playmobil
Florian Illies spricht sich in seinem Buch "Generation Golf" zwar eindeutig für Playmobil aus, aber der erzählt dort ja auch noch ganz anderen Unsinn... Ich jedenfalls konnte mich nie so recht für die mehr oder weniger zurechtgebastelte Variante entscheiden und war immer ein leidenschaftlicher Anhänger der variablen Lego-Steine. Damit konnte man seiner Phantasie wesentlich freieren Lauf lassen; und da ich das Glück hatte, zum damaligen Zeitpunkt bei meinen Großeltern gelebt zu haben, die mich mit Spielzeug quasi zuschütteten, waren meine Plastik-Kisten stets randvoll mit den unterschiedlichsten Bauformen.
Zwar wurden gelegentlich auch Komplett-Sets zugekauft (also Sachen wie Tankstelle, Polizeistation usw.), aber im Großen und Ganzen fand ich es wesentlich spannender, selbst kreativ zu werden. So wurden im Laufe der Zeit immer wieder Kartons mit den "Basics" angeschafft, um immer größere und aufwändigere Projekte zu ermöglichen. Das war schon damals kein billiger Spaß, und ich möchte nicht wissen, wie viel Geld vor allem meine lieben Großeltern da hineinpumpten, die es eigentlich auch nicht so dicke hatten...
Von meinem Vater bekam ich regelmäßig neue Exemplare der grau-grünen Straßenplatten dazugeschenkt, wodurch die Lego-Stadt sich alsbald über das komplette Kinderzimmer ausdehnte und man sich nur noch mit akrobatischen Verrenkungen durch den Raum bewegen konnte. Was den Vorteil hatte, dass die Erwachsenen so wesentlich weniger Lust hatten, einen beim Versinken in diese Plastikwelt zu stören...
Mein größter Stolz, quasi meine architektonische Meisterleistung, bestand irgendwann in einer riesigen Hängebrücke, deren Fahrbahndecke mit Hilfe einer ausgeklügelten Konstruktion und eigens zurechtgedrillten Bindfäden an den turmhohen Pfeilern hing - was dem Ganzen einen sehr realistischen Touch gab. Leider konnte man diese Brücke nicht in einem Stück transportieren, sondern musste sie jedes Mal wieder auseinanderbauen, wenn man damit bei anderen Spielkameraden Eindruck schinden wollte...
In dieser Zeit begab es sich auch, dass ich in meiner Naivität irgendwann nicht nur die Brücke, sondern auch meinen restlichen Lego-Bestand mit zu meinem verschlagenen Cousin schleppte, weil unsere Kontingente in seinem riesigen Zimmer fusionieren sollten. So entstand eine wahre Metropolis, der allerdings der Denkfehler innewohnte, dass die Steine beider Seiten wahllos miteinander kombiniert wurden. Dass der ganze Kladderadatsch irgendwann ja auch wieder auseinander dividiert werden musste - ja, daran dachte Klein Torsten nicht so recht...
So erfuhr ich dann nach vielen Jahren von einem gemeinsamen Freund, der im Gegensatz zu mir beim Abbruch unserer Mega-City zugegen war, warum sich in meinen Kisten auf einmal so viele alte und ausgeleierte Steine wiederfanden: Da saß mein Cousin auf'm Boden und schmiss die besterhaltensten Exemplare in seinen ollen Persil-Karton, während mir quasi der ganze Schund zugeteilt wurde. Meine Hängebrücke hab' ich hinterher jedenfalls nie wieder zusammengebaut bekommen und verschenkte den ganzen Driss irgendwann entnervt an eine Kindergärtnerin. Damit war das Kapitel Lego für mich abgeschlossen...
Warum ich damals nicht einen riesigen Aufstand gegenüber meinem Cousin gemacht habe, weiß ich bis heute nicht. Jedenfalls erwies er sich auch im erwachsenen Alter als nicht besonders liebenswerter Zeitgenosse, mit dem ich aus diesem Grunde heutzutage auch nix mehr zu tun habe.
Zum Thema Lego abschließend erstens noch die Bemerkung, dass ich mich aufgrund der nie vorhandenen Begeisterung für "Star Wars" auch zu keinem Zeitpunkt für die Raumfahrt-Abteilung der Plastikwelt interessiert habe. Meine Faible war da mehr urbaner Natur.
Und zweitens noch die Frage: Was ist besser als ein Orgasmus?
Sehr einfach: Mit der nackten Sohle auf 'nen Einser-Legostein zu treten und anschließend mit dem kleinen Zeh desselben Fußes am Bettpfosten vorbeizuschrammen...
Siku vs. Matchbox
Auch hier zeigte sich meine treue Seele: Ich war stets ein Jünger der Siku-Gemeinde. Zwar verirrten sich gelegentlich Exemplare des Klassenfeindes in meinen Bestand, aber das waren eigentlich nur altgediente, übergelaufene Schergen, denen man gnädig Exil gewährte.
Siku war in meinen Augen immer die Verkörperung deutscher Wertarbeit, deren Exemplare mit Liebe zum Detail und realistischen Größenverhältnissen modelliert wurden. Bei Matchbox wirkte das Ganze grobschlächtiger, und da passierte es nicht selten, dass ein Truck genauso mickrig daherkam wie ein ordinärer PKW. Die englischen (?) Pendants hatten für mich auch irgendwie eine trashige Ausstrahlung, mit der ich mich nie anfreunden konnte. In einem Punkt waren sie der Konkurrenz aber doch voraus: Ihr Lack erwies sich als wesentlich resistenter. Speziell der Metallic-Überzug aus dem Hause Siku glänzte bei Neuwagen zwar eindrucksvoll, war gegen üblichen Gebrauch aber empfindlicher als jede Mimose. Was den Umsatz in meinem Fall allerdings eher noch ankurbelte, denn beliebte Modelle wurden nach einiger Zeit einfach wieder neu gekauft...
Mein absoluter Favorit ist stets der ADAC-Bremsentest-Wagen geblieben, von dem ich gar nicht weiß, wie lange der noch hergestellt wurde. Außerdem war ich immer ein Fan der massiven Schwerlast-Fahrzeuge, sei es nun der große Kran oder der protzige Transporter, der eine ganze, in Einzelteilen zerlegte Brücke auf'm Buckel hatte. Die machte in montiertem Zustand auch gehörigen Eindruck und erweiterte die Siku-Welt um ein mächtiges Highlight. Wenn ich nur wüsste, wo das Teil abgeblieben ist - hab's in späteren Teenie-Tagen nie wieder gefunden... Vergammelt wahrscheinlich ooch im Keller meines Cousins...
Ach, und kürzlich sah ich bei 'nem Kumpel als Vitrinen-Deko noch den alten, gelben Baukran stehen. Wirkt auch heute noch irgendwie drollig, das Teil - auch wenn's damals ziemlich nervte, wenn man mal wieder gegen den Ausleger stieß und den Metallturm in seiner ganzen Pracht zu Boden riss. Und was hab' ich geflucht, wenn sich da mal wieder das Zugseil verheddert und verknotet hatte...
Heute wünschte ich mir, nur noch derlei harmlose Problemchen zu haben...
So, dies war mein kleiner Ausflug in die damalige Spielzeug-Welt. Wäre schön, auch eure Erfahrungen zu lesen...
P.S.: Die Spalter aus der Fraktion Fischer-Technik sollen sich gefälligst woanders auslassen...