Wie man es auch drehen und wenden mag: Pulp Fiction ist ein Film, der polarisiert. Entweder gefällt er einem bedingungslos oder man schaltet nach wenigen Minuten ab, murmelnd „So ein Schmarren". Tarantino ist ein begnadeter Drehbuchautor und Regisseur, viel zu talentiert, einen langweiligen Film zu drehen, und zu sehr Perfektionist, in jede einzelne Szene seines Werkes verknallt. Wobei: Ein schlechter Film ist ihm durchaus zuzutrauen. Pulp Fiction jedenfalls ist ein guter Film, wegweisend für die 90er Jahre, mit seinen Auswirkungen durchaus vergleichbar mit Citizen Kane.
Zunächst sprengt Pulp Fiction die herkömmlichen Erzählstrukturen des Kinos: Es ist ein nicht-linearer Episodenfilm mit Zeitsprüngen in die Zukunft und wieder zurück. Dabei spielt Tarantino mit parallelen Handlungssträngen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Schauplätzen, um erst zum Schluss den Bogen zu schließen und die losen Handlungsstränge zu einem Ganzen zusammenzufügen, eine Methode, die oft kopiert und selten erreicht wurde. Wenn Tarantino seine Darsteller immer wieder in verzwickte Situationen bringt, aus der sie entfliehen können, nur um sich in einer noch auswegloseren Situation wiederzufinden, erinnert das manchmal an ein Bild von M.C. Escher mit seinen Spiralen, Knoten und unendlichen Bändern. Und wie Citizen Kane kann man sich Pulp Fiction wohl ein Dutzend mal betrachten, ohne sich erinnern zu können, welche Szene wohl als nächstes folgt.
Originell sind insbesondere die Dialoge, schier unerschöpfliches Reservoir für Zitate zu allen Gelegenheiten. In den meisten Filmen wird nur gesagt, was die Handlung vorantreibt, bei Pulp Fiction wird vieles um seiner selbst Willen gesagt. Die Charaktere definieren sich nicht nur durch das, was sie sagen, sondern auch durch das, wie sie es sagen. So bilden die Dialoge einen wesentlichen Bestandteil des Kultstatus des Filmes. Man denke nur an die absurde Szene über die Auswirkungen von Fuß-Massagen, an Jules Rezitation von Ezekiel 25:17 mit dem anschließenden Massaker, an Butch alias Bruce Willis, wie er den Unterschied zwischen Motorräder und Chopper deutlich macht, an die französische Ausgabe des "Quarter Pounder with Cheese", an Vincent alias John Travolta, wie er 20 Jahre nach Saturday Night Fever erneut das Tanzbein schwingt und trotzdem keinen peinlichen Eindruck hinterlässt. Und, und, und, kurzum: Ein moderner Klassiker!
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